Geschichtlicher Abriss

 

Auszüge aus der Rede von Dr. Rene KOLTZ, dem ärztlichen Direktor des öffentlichen Gesundheitswesens und ehemaligen Präsidenten und Ehrenpräsidenten der Ligue, am 18. Dezember 1968 anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Ligue.
Am Anfang der Ligue luxembourgeoise contre la tuberculose standen eine Krankheit, ein Mann und ein Wille. Später dann folgte der ausschließlich auf Privatinitiativen zurückzuführende Erfolg einer medizinisch-sozialen Vereinigung, die mit zunächst geringen Mitteln eines der größten Probleme der öffentlichen Gesundheit in der ersten Hälfte des Jahrhunderts anging. Es gab Erfolge und Niederlagen. 1940 von den Besatzern zerstört gründete die Ligue sich inmitten der Unsicherheit und Schwierigkeiten der Nachkriegszeit neu und nahm schließlich wieder ihren Platz im Kampf gegen die Tuberkulose ein.
 

Ein kurzer medizinischer Abriss.


Es wäre verwegen, die gesamte Geschichte dieser früher auch die weiße Pest genannten und seit Jahrtausenden existierenden Krankheit und insbesondere der Lungentuberkulose, die die bei weitem wichtigste Form ist, darstellen zu wollen.

Deshalb werde ich erst im Jahr 1816 einsetzen, in dem es Théophile Laënnec gelang, die anormalen Lungengeräusche richtig zu deuten und mit bestimmten anatomisch-pathologischen Veränderungen der Lunge in Beziehung zu setzen.

1868 schloss Villemin seine Arbeiten ab, mit denen er nachweisen konnte, dass die Krankheit übertragbar ist.

1882 schließlich entdeckte Robert Koch den Tuberkelbazillus, 1890 das Toxin der Bakterie, das Tuberkulin.

Die Einführung des künstlichen Pneumothorax durch Forlanini im Jahr 1888 und die Entdeckung der Röntgenstrahlung durch Röntgen im Jahr 1895 sind wichtige Etappen in der Behandlungs- und Diagnosegeschichte der Krankheit.
 

Die Tuberkulose und die Gesundheitslage im Großherzogtum zu Beginn dieses Jahrhunderts.


Welche Bedeutung hatte die Tuberkulose zu Beginn dieses Jahrhunderts im Großherzogtum?

Es gestaltet sich schwierig, eine genaue Antwort darauf zu geben. Die Tuberkulose war eine ansteckende Krankheit, für es noch keine Meldepflicht gab. Außerdem war sie eine Krankheit, wegen der man sich schämte und die es zu verbergen galt. Eine Personenstandsstatistik aus dem Jahr 1902 führt 638 Todesfälle infolge von Tuberkulose auf, das entspricht 14 % der Todesfälle insgesamt. Bedenkt man die ungeklärten oder nicht bekannten Todesfälle, so ist es wohl nicht übertrieben anzunehmen, dass dieser Prozentsatz weitaus niedriger ist als der tatsächliche.