Geschichtlicher Abriss (Fortsetzung)

 

Die Ligue fand von Anfang an Unterstützung durch die Bevölkerung. Die ersten Mittel stammten aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Vermächtnissen. Ich habe den Brief eines Arbeiters gefunden, in dem dieser schreibt: „Ich schicke Ihnen etwas Geld. Ich habe fünf Brüder und ein Kind verloren, die an Tuberkulose gestorben sind. Auch wenn Ihr Werk für die Meinen zu spät kommt, will ich mich im Interesse anderer Menschen daran beteiligen.“

Ich bin der Meinung, dass die Weitsicht, der Mut und der Wille der Gründer der Ligue unsere uneingeschränkte Bewunderung verdient. Sie hatten das große Ziel vor Augen. Ihr Programm war zwar gewagt, aber es gelang ihnen, es in der Folge und bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg nach und nach umzusetzen.

Die Ligue, eine gemeinnützige Einrichtung

Machen wir noch einmal einen Sprung zurück. Mit dem Gesetz vom 19. März 1910, das der "Luxemburger Liga gegen die Tuberkulose" die Zivilpersönlichkeit verlieh, wurde die Ligue als gemeinnützige Einrichtung anerkannt und erhielt die Befähigung, alle ihrem Zweck entsprechenden Akte des Zivillebens vorzunehmen.

Ich habe die Parlamentsdokumente von der Depesche an den Staatsrat bis zur Abstimmung am 25. Februar 1910 gelesen. Auch wenn es nur die kleine Geschichte einer großen Bewegung sein mag, ist sie nichtsdestotrotz nicht uninteressant. Der Bericht der Centralsection, die sich aus dem Präsidenten Laval und den Herren Bouvier, Schmitz, Schiltz, Pescatore, Krombach und Nicolas Ludovicy, dem Berichterstatter, zusammensetzte, ist sehr detailliert. Bei der Sitzung vom 25. Februar 1910 machte Nicolas Ludovicy, der Berichterstatter des Entwurfs und im Übrigen Gründungsmitglied der Ligue, die Abgeordnetenkammer auf die wirtschaftliche Bedeutung der Gesundheit der Bevölkerung aufmerksam und hielt einen ausführlichen Vortrag über die Tuberkulosebekämpfung in anderen Ländern und ihre Ergebnisse und skizzierte ein Aktionsprogramm: Schaffung von Fürsorgestellen und Sanatorien, Meldepflicht, Gesundheitserziehung, Schutz von Kindern gegen die Tuberkulose, Verbesserung der Wohnverhältnisse.

Die Diskussionen gingen zügig voran. Man attackierte die offensichtliche Untätigkeit des Staates. Doktor Michel Welter stellte fest, dass die Behörden nicht einmal ein Hundertstel von dem unternähmen, was sie tun müssten, um die Tuberkulose zu bekämpfen, und fügte hinzu: „Meiner Meinung nach ist die Tuberkulose eine soziale Krankheit, es ist die soziale Misere, die sie hervorbringt und sie schürt. Wäre unsere Arbeiterklasse nicht überarbeitet und müsste sie nicht täglich 10 bis 15 Stunden arbeiten, wäre sie besser genährt und lebte sie in angemessenen Wohnverhältnissen, gäbe es bald keine Tuberkulose mehr.“

Die Schlussfolgerung war zu optimistisch, aber Doktor Welter tat Recht daran, das Problem in einen sozial-wirtschaftlichen Kontext einzubetten.

Die Meldepflicht entfachte lebhafte Diskussionen. Man bezweifelte ihre Wirksamkeit, man berief sich auf die Pflichten der Ärzte und Sanitätsinspektoren. Auch an persönlichen Angriffen mangelte es nicht. Doktor Welter lehnte sich gegen die Krankenkassen auf: „Wenn etwas beschämend ist, dann diese Institution, die die Ärzte zwingt, jeden Tag unzählige Male jeder Würde zum Trotz die ärztliche Schweigepflicht zu brechen.“ Auch nach sechzig Jahren sehen sich die Ärzte bei ihren Beziehungen zu den Krankenkassen noch mit den gleichen Problemen konfrontiert.

Die Opposition zweifelte die Wirksamkeit der Ligue an. Doktor Antoine Kayser brachte die Verantwortung der Gemeinden und der Fachverbände zur Sprache.

Schlussendlich uferte die Diskussion aus, aber der Gesetzentwurf wurde per namentliche Abstimmung einstimmig von allen 27 Abstimmenden verabschiedet. ( . . . )